VON DER VERGEBUNG

Foto – Pixabay

Es gibt sie, diese Menschen, zuhauf. Messis schlechter Erinnerungen, schicksalhafter Erfahrungen, bewusster Verletzungen und der Kränkungen. Sie horten sie in ihrer Seele, führen Buch darüber, pflegen die Befindlichkeiten.

Reißen die Pflaster ab, bei jeder sich bietenden Gelegenheit, zeigen sie vor, ihre Wunden. Manchmal sogar triumphierend, mit einem Gefühl der Überlegenheit, um heimzuzahlen. Rechtfertigen so den Grundsatz ´Auge um Auge, Zahn um Zahn`.

Manchmal tragen sie Konflikte offen aus, oder sie sind passiv aggressiv. Einmal angetriggert kennen sie kein Pardon, ruhen nicht eher, bis der andere am Boden liegt oder sich wehrlos ergibt. Dann liegt Triumph in ihrem Blick. Unbarmherzig.

Das führt dann immer mehr zur Isolation. Der eigene Rückzug ist die Folge, damit die Ausgrenzung und die Sanktionen der Gegenüber nicht spürbar werden. Und das Geschehen als Erfolg, gar als Sieg verbucht werden kann. Eine Illusion allemal.

Die darüber hinwegtäuscht, wie armselig der Charakter eines solchen Menschen mit der Zeit wird. Wie sehr seine Seele leidet hinter all den selbst geschaffenen Mauern und Zäunen seines Hochmutes. Und wehe dem, der seinen Zorn weckt.-

Karl Böse hat man mich früher genannt. Einer, der nicht wusste, wie man diesem verhängnisvollen Mechanismus entflieht. Der Liebe unfähig, immer auf der Lauer, seine Überheblichkeit auszuspielen, seine scheinbaren Stärken und die Macht. 

Der Gier Raum zu geben, nach Bestätigung, Anerkennung und Lob. Ein Fass ohne Boden, das den Erfolg verschlingt wie billigen Zunder. Nur geeignet als Stroh- und Leuchtfeuer. Und den, der sich ihm nähert, weder wärmt noch erhellt.

Aus diesem Teufelskreis herausgekommen zu sein, kann ich nur als Gnade ansehen. Den nichts in dieser Leere war fähig, Gefühle zu empfinden. Denken konnte ich es schon, doch die Wärme fand weder ins Herz noch in die Seele.

Erst die Begegnung mit liebevollen Menschen, die sich nicht von meinem zur Schau gestellten Wesen, von der angeblichen Unbeugsamkeit, beeindrucken ließen, änderte nach und nach meine Haltung. Sie tauten meine Eiseskälte auf.

Es war die Liebe in Christus, die in mein Leben kam, ganz leicht und sanft. Mit der ich über Jahre hinweg lernte, zunächst mir selbst zu vergeben und dann einsichtig die von mir verletzten Mitmenschen darum zu bitten, so oft es möglich war.

Das ist auch heutzutage noch nötig. Denn immer mal wieder kommt der alte Karl zum Vorschein, der mir weiß machen will, dass ich weder der Vergebung bedarf, noch sie zusprechen muss. Dabei ist sie kein Knebel, sondern führt in die Freiheit!


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert